Laut einer Studie der New York University sind Menschen, die schon alle Zähne verloren haben, besonders von kognitivem Verfall bedroht, wenn sie auch unter Diabetes leiden.
Schon in früheren Forschungsarbeiten wurde festgestellt, dass das Risiko einer Demenz proportional zum Zahnverlust steigt. Auch ein enger Zusammenhang zwischen Parodontitis und dem Verlust geistiger Fähigkeiten wurde belegt. Über Kausalverhältnisse ist damit zunächst noch nichts gesagt, aber zumindest bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie Parodontitis ist der Gedanke plausibel, dass die Keime über die Blutbahn auch ins Gehirn gelangen und dort schädlich wirken. Andererseits geht der Abbau kognitiver Fähigkeiten oft mit weniger disziplinierter Zahnpflege einher, was den Zusammenhang zwischen Zahnverlust und neurodegenerativen Erkrankungen ebenfalls erklären könnte.
Eine aktuelle Studie der New York University zeigt jedenfalls erneut auf, dass der Zahnstatus das Risiko eines geistigen Verfalls vorhersagen lässt – und stellt zusätzlich einen Zusammenhang mit Diabetes her. Das Forscherteam um Hauptautor Bei Wu beschrieb die Ergebnisse kürzlich in einer Sonderausgabe des „Journal of Dental Research“.
Die Kombination ist besonders brisant
Das verwendete Datenmaterial wurde 2006 bis 2018 von der University of Michigan im Rahmen der „Gesundheits- und Ruhestandsstudie“ erhoben und umfasst für knapp 10.000 Personen ab 65 Jahren Informationen zu ihrer demografischen Situation, zur Gesundheit (inklusive Zahnverlust und Diabetes) und zu ihren geistigen Funktionen, die mit Gedächtnis- und weiteren Tests gemessen wurden.
Die Auswertung ergab, dass sowohl Personen mit Diabetes als auch solche mit vollständigem Zahnverlust schneller geistige Fähigkeiten einbüßen als gesunde Vergleichspersonen. Am schnellsten vollzieht sich der Abbau bei Personen, bei denen beides zusammenkommt. Die Forscher heben daher die Bedeutung regelmäßiger Zahnarztbesuche im höheren Alter hervor.
Auch der in Berlin-Wilmersdorf niedergelassene Zahnarzt Dr. Olaf H. Körner warnt davor, die Zahngesundheit in späteren Jahren zu vernachlässigen: „Eine gute Mundhygiene und häufige zahnärztliche Kontrollen sind im Seniorenalter nicht weniger wichtig als im Kindes- oder mittleren Erwachsenenalter. Nicht zuletzt wegen der Korrelationen zwischen Zahngesundheit und systemischer Gesundheit, die vielfach in Studien offengelegt wurden.“