Eine New Yorker Studie hat untersucht, wie sich Lockdowns und Kontaktbeschränkungen auf die Zahngesundheit von Kindern ausgewirkt haben. Das Ergebnis fiel wie befürchtet aus.
Über die psychischen und körperlichen Schädigungen, die das Leben unter Pandemiebedingungen bei Kindern und Jugendlichen gezeitigt hat, wurde bereits vielerorts berichtet. Auf körperlicher Ebene steht dabei meist das zunehmende Übergewicht mit seinen Folgebeschwerden im Fokus. Es gibt indes einen weiteren „Problemherd“, der unter den Pandemiebedingungen leichteres Spiel hatte: den Mundraum.
Wie in anderen medizinischen Fachbereichen vermieden viele Menschen es insbesondere im ersten Pandemiejahr nach Möglichkeit, Zahnarztpraxen aufzusuchen. Nicht notwendig erscheinende Behandlungen wurden also aufgeschoben, Vorsorgetermine abgesagt oder gar nicht erst vereinbart, die Nachsorge verkürzt, auf professionelle Zahnreinigungen verzichtet. „Werden keine Kontrolluntersuchungen und keine zahnärztliche Prophylaxe vorgenommen, lautet die logische Folge, dass in naher Zukunft mehr Behandlungsbedarf entsteht, weil Erkrankungen fortschreiten können“, warnt der in Berlin-Wilmersdorf praktizierende Zahnarzt Dr. Olaf H. Körner vor den Folgen dieser – aus infektiologischer Sicht sinnvollen – Zurückhaltung.
Doch dies ist nur die eine Seite der Pandemie-bedingten Veränderungen. Von der anderen haben in den Lockdowns die Angriffe auf die Zahngesundheit zugenommen: Zum Daheimbleiben gezwungen, haben die Bundesbürger beim Lümmeln auf der Couch noch mehr Zucker zu sich genommen als bereits zuvor – hier schließt sich der Kreis zum gewachsenen Übergewicht. Hinzu kommt schließlich die Störung der gewohnten alltäglichen Abläufe, die bei zahlreichen Menschen auch die integrierten Zahnpflegeeinheiten betroffen haben. Im Klartext: Das Zähneputzen wurde häufiger mal weggelassen.
Mehr Notfall-Zahnbehandlungen
Auf diese Faktoren weisen die Autoren einer kürzlich erschienen Studie hin, die sich den Auswirkungen der Pandemie auf die kindliche Zahngesundheit widmet. Das Team der School of Dental Medicine der Tufts University in New York attestierte auf Basis der Notfallbehandlungen in der Tufts-Ambulanz, dass die Eltern mit Pandemiebeginn deutlich länger zögerten, bis sie ihr Kind medizinisch behandeln ließen. Neben mehr Infektionen sei es auch zu mehr Karies gekommen. Zudem sei die Bereitschaft, nach einer Notfallbehandlung zu einem Nachsorgetermin zu erscheinen, seit dem März 2020 rapide abgefallen.
Wie die Forscher im „Journal of the American Dental Association“ berichten, ging auch die Zahl der Zahnvorsorgetermine signifikant zurück. In Kombination mit der zuckrigen Ernährung und der suboptimalen Zahnpflegedisziplin ergebe das ein „Rezept für Zahnprobleme“.