Diabetes wird mehr und mehr zur Volksseuche. Südkoreanische Forscher haben nun ein wirksames Präventionsmittel ausgemacht: mindestens dreimal täglich Zähne putzen.
Es ist vor allem dem grassierenden Übergewicht zuzuschreiben, dass immer mehr Menschen in Deutschland unter Diabetes leiden. Etwa sieben Millionen sind derzeit von Typ-2-Diabetes betroffen. Eine seriöse Prognose aus dem vergangenen Jahr geht von einem Anstieg um 55 bis 77 Prozent bis 2040 gegenüber 2015 aus. Auch beim deutlich selteneren Typ-1-Diabetes legt die Neuerkrankungsrate aktuell jährlich um 3 bis 5 Prozent zu.
Diabetes bedeutet nicht nur eine starke Belastung für den Alltag der Patienten. Darüber hinaus kann das Leiden zu zahlreichen Folgeerkrankungen führen, vor allem im Herz-Kreislauf-System. Diabetes begünstigt Arteriosklerose („Gefäßverkalkung“), die schließlich Durchblutungsstörungen bis hin zum Herzinfarkt oder Schlaganfall bewirken kann. Aber auch Leber, Nieren, Lunge, Haut, Nerven, Augen, Gehirn und Zähne können unter Diabetes leiden – unter anderem. Es handelt sich also um eine gravierende Erkrankung, deren Vorbeugung durchaus Mühe wert ist.
Davon braucht es gar nicht viel. Neben gesunder Ernährung und ausreichend Bewegung kommt es, wie nun bekannt wurde, auch aufs Zähneputzen an.
Parodontitis als Krankheitsbeschleuniger
Entscheidend ist die Mundhygiene im Hinblick auf systemische Erkrankungen insbesondere zur Parodontitis-Prävention. Denn die chronische Entzündung des Zahnhalteapparats kann eine Vielzahl von Erkrankungen begünstigen: „In Studien wurde ein deutlicher Effekt einer Parodontitis auf das Herz-Kreislauf-System nachgewiesen. Neben dem Diabetes- und dem Bluthochdruckrisiko erhöht die permanente Keimbelastung im Mundraum auch das Risiko einer Arteriosklerose. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass auch Lungenerkrankungen, Demenz und sogar Krebserkrankungen von einer Parodontitis begünstigt werden können“, führt der in Berlin-Wilmersdorf praktizierende Zahnarzt Dr. Olaf H. Körner aus.
Der Zusammenhang zwischen Parodontitis und Diabetes ist bereits seit längerer Zeit belegt. Neu ist aber eine Erkenntnis, die kürzlich im Rahmen einer südkoreanischen Studie gewonnen wurde: Wie Forscher des Ewha Womans University College of Medicine in Seoul im Fachmagazin „Diabetologia“ berichten, senkt mindestens dreimaliges Zähneputzen täglich das Diabetesrisiko um 8 Prozent. Deutlich stärker ist dieser Effekt mit 14 Prozent bei unter 52-jährigen Erwachsenen, deren Diabetesrisiko sich auch bei zweimaligem Zähneputzen statistisch noch um 10 Prozent reduziert. Im höheren Alter zeigt das häufige Zähneputzen kaum noch präventive Wirkung. Übrigens profitieren Frauen in dieser Hinsicht deutlich stärker als Männer: Sie werden mit einer Risikoabsenkung um 15 Prozent für häufiges Zähneputzen belohnt, Männer dagegen nur mit einer um 5 Prozent. Als Grundlage dienten Daten von 188.000 Teilnehmern staatlicher Vorsorgeuntersuchungen. Die Studie belegt einmal mehr, wie wichtig eine gründliche Mundhygiene nicht nur für die Zahngesundheit, sondern für ein langes, gesundes Leben überhaupt ist.