Finnische Forscher haben untersucht, wie wichtige Bestandteile der Muttermilch auf Kariesbakterien wirken. Das Ergebnis erklärt, warum sich bei gestillten Kindern seltener Karies zeigt – wenn sie nicht zu lange gestillt werden.
Die sogenannten HMO (humane Milch-Oligosaccharide) kommen nur in Muttermilch vor, dessen drittwichtigsten Bestandteil sie bilden. Viele der heilsamen Wirkungen des Stillens werden primär diesen Stoffen zugeschrieben: die Austarierung der Darmflora etwa oder ein stärkeres Immunsystem.
Ob auch die kariesvorbeugende Wirkung der Muttermilch auf HMO zurückgeht, haben nun Forscher der finnischen Universität Turku untersucht. Bei In-vitro-Versuchen testeten sie den Einfluss zweier der häufigsten HMO auf das Wachstum und Verhalten des Kariesbakteriums Streptococcus mutans. Drei verschiedene Stämme des Bakteriums wurden neben den beiden HMO zum Vergleich auch auf Laktose, Xylit und Glucose angesiedelt.
Ergebnis: Eines der beiden HMO ließ überhaupt kein Bakterienwachstum zu, während das andere ebenso wenig wie Glucose und Laktose das Wachstum bremste; auf Xylit wurde dieses etwas verlangsamt. Bei der Anhaftfähigkeit (Adhäsion) zeigte sich ein signifikanter Unterschied: Einer der drei Bakterienstämme haftete an den beiden HMO deutlich weniger als an den Vergleichsstoffen.
Länger als zwei Jahre sollte nicht gestillt werden
Dieses Resultat liefert eine plausible Erklärung für die Zahngesundheits-Effekte der Muttermilch – und rechtfertigt, dass HMO vermehrt auch Muttermilchersatz beigefügt werden. Erst Anfang dieses Jahres erschien erneut eine Studie, die die kariesvorbeugende Wirkung von Muttermilch belegte. Australische Forscher berichteten im „Journal of Dental Research“, dass sie einen deutlichen, aber nicht linearen Zusammenhang zwischen dem Stillen bzw. der Stilldauer und der späteren Karieshäufigkeit festgestellt hatten.
Konkret zeigten sie, dass der optimale Prophylaxe-Effekt bei einer Stilldauer zwischen einem und 24 Monaten erreicht wird. Bei kürzerer wie auch bei längerer Stillzeit wächst das statistische Risiko, dass die Kinder im Alter von fünf bis sechs Jahren Karies aufweisen. Als Grundlage der Analyse dienten Daten von rund 4.500 Kindern, die im Rahmen der National Child Health Study untersucht worden waren.