Zwar stellt eine rheumatische Erkrankung einen Risikofaktor für Zahnimplantate dar, doch bei umsichtiger Vorgehensweise kann eine implantologische Versorgung ihre Vorteile gerade bei dieser Patientengruppe ausspielen.
Von einer Kontraindikation spricht man in der Medizin, wenn eine (Vor-)Erkrankung einer bestimmten Behandlung entgegensteht. Auch für Implantationen in der Zahnmedizin gibt es solche Kontraindikationen. Dazu zählen etwa Osteoporose, Anämien und Hämophilie sowie diverse Medikationen wie Immunsuppressiva und Langzeitantibiotika.
„Die bekannten Kontraindikationen schließen eine Implantation nicht von vornherein aus, sollten aber sorgfältig abgewogen und gegebenenfalls mit geeigneten Maßnahmen ‚entschärft‘ werden“, erläutert der in Berlin-Wilmersdorf praktizierende Zahnarzt und Implantologe Dr. Olaf H. Körner. „In manchen Fällen ist auch von einer Implantation abzuraten, da das Komplikationsrisiko zu hoch wäre.“
Bezüglich des Einflusses von Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, kurz Rheuma, auf den Erfolg von Implantatbehandlungen ist die Studienlage noch relativ dünn. In der Tendenz zeigt sie jedoch: Grundsätzlich kann eine Zahnimplantation auch bei Rheumapatienten die optimale Lösung sein.
Das individuelle Gesamtbild entscheidet
Zwar ist angesichts der Symptomatik rheumatischer Erkrankungen prinzipiell von einer Gefährdung des Implantats auszugehen; das Immunsystem kann betroffen, Heilungsprozesse in Weichgewebe und Knochen gestört sein, was der Osseointegration („Einwachsen“ des Implantats) nicht förderlich ist. Dieses Risiko muss individuell evaluiert werden.
Doch für den Erfolg oder Misserfolg einer implantologischen Behandlung sind eine Vielzahl von Faktoren ausschlaggebend: die Anatomie des Patienten, seine allgemeine Verfassung und die Aufstellung seines Immunsystems, eine eventuelle Medikation, die Pflege der Implantatumgebung im Alltag, die verwendete Technologie und sogar genetische Prägungen. Das individuelle Gesamtbild bildet also die Grundlage einer Entscheidung pro oder kontra Implantatversorgung.
Eine rheumatische Erkrankung ist dabei nach aktueller Forschungslage grundsätzlich kein Ausschlussgrund. Häufig bildet ein Zahnimplantat sogar die ideale Lösung, da damit beispielsweise die vorhandenen Zähne gegenüber anderen prothetischen Versorgungen entlastet werden können.