Mit einem Schnelltest auf Basis von Speichelproben wollen britische Forscher vor allem für Patienten mit Lungen- oder Herzerkrankungen die Schwelle zur Parodontitis-Diagnostik senken. Er soll auch in Apotheken durchführbar sein.
Die Kontrolle auf Parodontitis ist eine der Hauptaufgaben bei den regelmäßigen zahnärztlichen Check-up-Untersuchungen, die jedem und jeder dringend zu empfehlen sind. Die chronische Entzündung des Zahnhalteapparats ist nicht nur weitverbreitet, sondern stellt auch eine ernsthafte Bedrohung für den langfristigen Erhalt der Zahngesundheit dar.
Und nicht nur das: Eine Parodontitis als dauerhafter Bakterienherd kann die gesamte systemische Gesundheit gefährden. Eine Vielzahl von Korrelationen sind wissenschaftlich belegt. So steigen das Herzinsuffizienz- und das Schlaganfallrisiko bei Herz-Kreislauf-vorgeschädigten Patienten, wenn diese auch eine Parodontitis aufweisen. Auch bei Diabetikern mit der chronischen Entzündung im Mundraum kommt es signifikant häufiger zu Herzinsuffizienz. Es liegt also im Interesse dieser und weiterer Risikopatienten, eine Parodontitis möglichst frühzeitig zu erkennen und zurückzudrängen. Gleichwohl ist der regelmäßige Gang in die Zahnarztpraxis nicht für alle eine Selbstverständlichkeit.
An sie vornehmlich richtet sich ein Angebot, das kürzlich an der School of Dentistry der Universität Birmingham ersonnen wurde: ein Schnelltest, der nicht nur in zahnärztlichen Praxen, sondern auch in anderen medizinischen Einrichtungen wie Apotheken binnen Minuten Aufschluss über den Parodontitis-Status geben soll.
Biomarker sind der Schlüssel
Das Testverfahren basiert auf der Analyse einer Speichelprobe. Anhand bestimmter Biomarker lassen sich Zahnfleischerkrankungen zuverlässig erkennen, auch ihr Schweregrad kann dabei eruiert werden. „Wir glauben, dass das Gerät, das wir als Prototyp entwickeln, die erste Zahnsonde sein wird, die Parodontalerkrankungen auf diese Weise erkennen kann“, hebt Prof. Tim Albrecht, einer der beteiligten Wissenschaftler, hervor. „Es wird Parodontitis in einer Vielzahl von Gesundheitseinrichtungen schnell und einfach erkennen und Möglichkeiten zur Überwachung und Frühintervention bei Patienten mit Begleiterkrankungen eröffnen, die am meisten von einer schnellen Behandlung der Parodontitis profitieren würden.“
Die Forscher rechnen damit, dass ihr Prototyp noch in diesem Jahr im Praxiseinsatz getestet werden kann. Damit könnte der Parodontitis-Test „im Vorbeigehen“ schon bald Realität werden. Für die Volksmundgesundheit wäre es eine gute Nachricht. „Je mehr Menschen ein Problembewusstsein für diese weithin unterschätzte Gefahr im Mundraum entwickeln und ihre Parodontitis behandeln lassen, desto besser“, meint auch der in Berlin-Wilmersdorf praktizierende Zahnarzt Dr. Olaf H. Körner. „Früherkennung kann nicht nur Zähne retten, sondern in manchen Fällen auch Leben.“