Um sage und schreibe das Achtfache steigt das Risiko eines komplikationsreichen Covid-19-Erkrankungsverlaufs, wenn Patienten von Parodontitis betroffen sind. Diesbezügliche Vorsorge ist daher wichtiger denn je.
Mit den vielen Folge- und Wechselwirkungen einer Parodontitis könnte man Bücher füllen. Die chronische Entzündung im Mundraum ist schon per se ein gesundheitliches Risiko, denn sie kann bei ungehindertem Fortschreiten zum Verlust ganzer Zähne führen. Vielmehr aber ist eine Parodontitis brisant, weil die Keime bzw. Botenstoffe auf kurz oder lang in den Organismus gelangen. Systemische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden und Gefäßverengung, Diabetes, Rheuma, Alzheimer, sogar Krebs werden mit der Zahnbettentzündung in Verbindung gebracht.
Insofern stellt es für Zahnheilkundige keine Überraschung dar, was ein internationales Forscherteam kürzlich herausgefunden hat: Auch die Prognose für den Verlauf einer Covid-19-Infektion fällt bei Parodontitis-Patienten deutlich schlechter aus. Sie müssen achtmal häufiger intensivmedizinisch behandelt oder künstlich beatmet werden als Betroffene ohne Parodontitis.
Welche Mechanismen genau für diese Risikoerhöhung sorgen, können die Wissenschaftler nur mutmaßen. Da der Mund eine wesentliche Eintrittspforte für das Virus bildet, könnte entzündungsgeschwächtes Zahnfleisch mit seiner geringeren Barrierewirkung eine Rolle spielen. Eine andere mögliche Erklärung: Ist schon ein Bakterienfilm vorhanden, können sich neue Bakterien – etwa solche, die eine Lungenentzündung auslösen – leichter anheften. Sobald das Immunsystem dann mit der Covid-19-Abwehr ausgelastet ist, haben diese Bakterien leichteres Spiel, die Lungenentzündung bricht aus und verschlimmert den Krankheitsverlauf.
Nicht weniger, sondern mehr Vorsorge tut not
Vor diesem Hintergrund ist es mehr als ungünstig, dass gerade jetzt viele Patienten die Vorsorgeuntersuchungen oder Prophylaxetermine ausfallen lassen bzw. auf „nach der Pandemie“ verschieben. Grund ist meist die Angst vor eine Ansteckung in den Praxisräumen.
„Zahngesundheitsvorsorge lässt sich nicht vertagen – und dafür besteht auch kein Anlass, denn die Hygienekonzepte in den Zahnarztpraxen funktionieren zuverlässig, wie die Erfahrung seit März 2020 gezeigt hat. Prävention mittels professioneller Zahnreinigung und Früherkennung sind die entscheidenden Hebel, um einer Parodontitis zu begegnen“, betont der in Berlin-Wilmerdorf praktizierende Zahnarzt Dr. Olaf H. Körner.
Angesichts der neueren, aggressiveren Covid-19-Virusmutationen, die in Deutschland grassieren, sollten Parodontitis-Patienten also gesteigerten Wert auf ihre Mundgesundheitsvorsorge legen.