Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen weisen einen deutlichen Zusammenhang mit Parodontitis und Karies auf, wie polnische Forscher kürzlich (erneut) belegten.
Unter dem Sammelbegriff chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) werden im Wesentlichen die beiden verbreiteten Darmleiden Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zusammengefasst. Während letztere nur im Dickdarm zu Entzündungen führt, kann sich Morbus Crohn auf den gesamten Verdauungstrakt erstrecken – und zu diesem gehört entgegen landläufiger Begriffsdefinition auch der Mundraum, da er wie Magen und Darm der Aufnahme, Zerkleinerung, dem Transport und der Verwertung von Nahrung dient.
Vor diesem Hintergrund erstaunt es nicht, dass auch die Zahngesundheit in Mitleidenschaft gezogen werden kann. „In verschiedenen Studien wurde bereits gezeigt, dass die Mundschleimhaut bei CED-Patienten eine charakteristische Bakterienzusammensetzung aufweist. Diese kann Zahnerkrankungen befördern und die Mineralisierung des Zahnschmelzes hemmen“, erklärt der in Berlin-Wilmerdorf praktizierende Zahnarzt Dr. Olaf H. Körner.
Zwei- bis dreifach erhöhtes Parodontitis-Risiko
Diesen Forschungsstand bekräftigt eine neue Übersichtsstudie, für die polnische Wissenschaftler 15 Einzelarbeiten analysierten und aggregierten. In diesen wurden Zusammenhänge zwischen CED und Parodontitis sowie Karies untersucht. Das Kernergebnis der Auswertung lautet: CED-Betroffene weisen zwei- bis dreimal so häufig Parodontitis auf wie Menschen mit gesundem Verdauungstrakt. Die Karies-Prävalenz fiel weniger deutlich erhöht aus, aber immer noch signifikant höher.
Führen CED also zu Parodontitis und Karies, im Sinne einer kausalen Beziehung? Das ist durch die Korrelation noch nicht belegt. Auch die Autoren der Metastudie verweisen darauf, dass potenzielle Einflussfaktoren wie die wirtschaftliche Situation der Probanden oder Umweltrisiken nicht erfasst wurden. Denkbar ist etwa, dass schädliche Gewohnheiten wie Tabak- und hoher Alkoholkonsum die eigentliche Ursache sowohl für Verdauungstrakt- als auch für Zahnerkrankungen sind.
Ohne Frage aber sollten CED-Patienten ihrer Zahngesundheit erhöhte Aufmerksamkeit schenken, da sie zumindest statistisch stark gefährdet ist. Regelmäßige Vorsorge-Checks wie auch professionelle Zahnreinigungen in der Zahnarztpraxis gehören ebenso zu einer wirksamen Prävention wie die gründliche häusliche Mundhygiene.